Gefahren im Wald

An dieser Stelle möchten wir euch über einige Gefahren, die mit dem Aufenthalt in der Natur verbunden sind und über Maßnahmen zur Gefahrenminimierung informieren. Vielen Gefahren werden wir im Kindergarten mit bestimmten Regeln begegnen (z.B. geklettert wird nur ohne Rucksack usw.). Einige Vorkehrungen sollten jedoch von euch schon zu Hause zum Schutz eurer Kinder getroffen werden (diese Maßnamen sind im Folgenden fett gedruckt).

Fuchsbandwurm 

Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der u. a. im Dünndarm von Füchsen lebt. Im Endglied des Wurmes befinden sich ca. 200 bis 300 infektiöse Eier, die zu ihrer Weiterentwicklung einen Zwischenwirt benötigen und über den Fuchskot abgestoßen werden. Auch der Mensch kann die Funktion des Zwischenwirtes übernehmen. Eine Infektion ist durch die Aufnahme von Fuchsbandwurmeiern über den Mund möglich. Dies kann zum Beispiel beim Verzehr von Waldfrüchten, die mit Eiern belegt sind, der Fall sein. Eine Aufnahme über die Atmung, zum Beispiel durch Aufwirbeln der Eier, wird ebenfalls für möglich gehalten. Im Körper des Menschen entwickeln sich die Bandwurmeier zu Finnen (Larven der Bandwürmer) und verursachen durch ihre Entwicklung und Vermehrung ein tumorartiges Wachstum der Leber. Da es bis zu 15 Jahre dauern kann bis die Krankheit ausbricht ist es sehr schwer sie frühzeitig zu erkennen. In diesem Fall würde die Möglichkeit bestehen, das Larvengewebe operativ vollständig zu entfernen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann lediglich das Wachstum der Finnen medikamentös beeinflusst werden. Der einzige Schutz vor der Krankheit besteht in der Meidung der Infektionsquellen:

–       Die Kinder dürfen nichts aus der Natur (ohne Absprache mit uns) in den Mund stecken.  Auch ein auf den Boden gefallenes Butterbrot wird nicht mehr gegessen. Beeren, die von uns zum Verzehr freigegeben wurden, werden vorher abgewaschen.

–       Vor jeder Mahlzeit werden die Hände gewaschen.

–       Tote Tiere werden nicht angefasst

 

Tollwut

Die Tollwut ist eine lebensbedrohliche, durch Viren ausgelöste Infektionserkrankung, die in der Regel durch den Biss eines erkrankten Tieres über den Speichel von Tier zu Tier oder vom Tier zum Menschen übertragen wird.

–       Die Kinder werden darüber informiert, dass die Zutraulichkeit von Wildtieren ein Zeichen von Tollwutinfektion sein kann. Somit dürfen Wildtiere und auch deren Kadaver nicht berührt werden. Da Impfköder Tollwutviren in abgeschwächter Form enthalten, dürfen auch diese nicht angefasst werden.

 

Zeckenstiche

Zecken werden vorwiegend in den Monaten März bis Oktober aktiv und halten sich bevorzugt in niedrigem Buschwerk, auf Sträuchern, Gräsern oder Farnen auf und werden von dort passiv abgestreift. Da der Speichel einer Zecke eine betäubende Substanz enthält, bleibt ein Zeckenstich beim Menschen häufig unbemerkt.
Zecken können zwei in einem Waldkindergarten relevante Infektionskrankheiten übertragen, nämlich die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) und die Borreliose.

  • Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME)
    Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis ist eine Viruserkrankung des zentralen Nervensystems, die bei einem schweren Krankheitsverlauf eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder Gehirnentzündung (Enzephalitis) zur Folge haben kann. Unter Umständen können bleibende Schäden zurückbleiben. In Deutschland ist die Verbreitung der diese Krankheit übertragenden Zecken hauptsächlich auf die südlichen Bundesländer beschränkt. Bei der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis besteht die Möglichkeit einer Impfung.
  • Borreliose
    Die Borreliose ist eine durch Bakterien übertragene Infektionskrankheit, die vornehmlich die Haut, das Nervensystem, das Herz und die Gelenke betrifft. Die Erkrankung verläuft in der Regel in drei Stadien, wobei typische Symptome wie z. B. die Rötung um die Einstichstelle herum nicht immer auftreten. Die Krankheitserreger befinden sich überwiegend im Darm der Zecke und wandern erst beim Stich und dem damit verbundenen Saugvorgang in den Speichel. Da dieser Vorgang unter Umständen Stunden dauern kann, bedeutet ein frühes Entfernen der Zecke eine große Verminderung des Infektionsrisikos. Durch eine rechtzeitige Behandlung der Krankheit mit Antibiotika können Spätfolgen wie chronische Gelenk- und Herzmuskelentzündungen vermieden werden. Einen Impfschutz gegen Borreliose gibt es derzeit noch nicht. In Deutschland sind ca. ein Drittel der Zecken mit Borrelien infiziert.

–       Es empfiehlt sich, die Kinder vor dem Kindergartenbesuch mit einem Zecken-/Mückenschutzmittel einzuschmieren.

–       Die Kinder sollten Kleidung tragen, die den Körper vollständig bedeckt. Nach dem Waldaufenthalt sollten die Kinder sorgfältig nach Zecken abgesucht werden. (Helle Kleidung erleichtert das Auffinden von Zecken.).

–       Eventuell vorhandene Zecken müssen sofort, möglichst mit einer Zeckenpinzette, entfernt werden. Die Zecke sollte nahe an der Stichstelle am Kopf gefasst und langsam gerade nach hinten herausgezogen werden. Die Anwendung von Öl, Nagellack oder Klebstoff zum Entfernen der Zecke ist NICHT geeignet, da sich durch die vermehrte Speichelbildung das Infektionsrisiko erhöht. Dies gilt auch für das Quetschen des Zeckenkörpers.

–       Das Datum des Zeckenbisses sollte notiert werden und die Einstichstelle sollte nach dem Entfernen der Zecke längere Zeit beobachtet werden. Fast immer wird dort eine kleine Rötung zu sehen sein, weil jeder Zeckenstich eine Irritation der Haut darstellt. Die Rötung verschwindet jedoch schnell wieder. Wenn aber nach etwa fünf bis zehn Tagen, manchmal auch erst nach 14 Tagen, an der Einstichstelle erneut eine Rötung auftritt, die sich dann ausbreitet: die so genannte Wanderröte (der Kreis der Rötung wird also größer) sollte man einen Arzt aufsuchen. Diese Wanderröte tritt nach einer Infektion aber nicht immer auf. Mit Blutuntersuchungen lassen sich FSME-Viren oder Borrelien nachweisen.

–       Es besteht auch die Möglichkeit eine entfernte Zecke auf eventuell vorhandene Borrelien untersuchen zu lassen: Labor Dr. Ballies Schönkirchner Straße 70-80 24149 Kiel Tel: 218380

 

Wundstarrkrampf (Tetanus)

Beim Wundstarrkrampf handelt es sich um eine durch Bakterien ausgelöste Erkrankung, die mit Krämpfen und Lähmungserscheinungen verbunden ist. Hervorgerufen wird die Erkrankung durch einen Erreger, der überall in der Erde, in morschem Holz, an rostigen Gegenständen oder in menschlichen und tierischen Fäkalien vorkommen kann. Besonders gefährlich sind tiefe Wunden, z. B. Stiche, Bisse oder Splitterverletzungen. Unter Luftabschluss produzieren die Erreger einen Giftstoff, der die Erkrankung verursacht.

–       Der wirksamste Schutz gegen Wundstarrkrampf ist vor allem auch wegen der fehlenden Therapiemöglichkeiten eine Impfung.

 

Stechende Insekten

Insektenstiche sind zwar meist unangenehm, aber relativ harmlos. Eine Ausnahme stellen hier Allergiker dar:

–       Wenn eure Kinder allergisch auf bestimmte Insektenstiche reagieren, informiert uns bitte darüber und gebt uns die entsprechenden Notfallmedikamente mit.

–       Auf süße Getränke und Brotaufstriche sowie auf Wurst sollte in den entsprechenden Zeiten verzichtet werden.

–       Mückenmittel können auch hilfreich sein (siehe oben).

Vogelgrippe

Dieses Thema wurde ja vor einiger Zeit sehr heiß diskutiert. Der Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten in Deutschland e.V. hat daher ein Informationsblatt für alle Waldkindergärten verfasst:

Keine Panik – gesunder Menschenverstand
Es ist sehr schlimm, dass unsere Vogelwelt von so einem schlimmen Virus heimgesucht wird. Leider kommt so etwas immer wieder in der Geschichte vor und durch die neuen Möglichkeiten der Medien erfahren wir früher und auch mit etwas Sensationslust davon.
Leider führt dies auch leicht zur Panik. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Vogelgrippe bei uns eine Seuche unter den Wildvögeln ist und alles unternommen wird, um ein übergreifen auf unsere Haustiere zu verhindern. Deshalb gilt: keine Panik, den gesunden Menschenverstand benutzen und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen beachten. Diese bekommen Sie von der Behörde Ihres Landkreises.
Die Gefahr einer Übertragung der Vogelgrippe auf den Menschen ist natürlich, unter gewissen Voraussetzungen, vorhanden. Die passiert durch sehr engen Kontakt mit den befallenen Tieren. (z.B. mit den Vögeln in einem Raum wohnen und schlafen, befallene Tiere anfassen)
Verhaltensregeln für die Wald- und Naturkindergärten und natürlich für alle die sich in der Natur aufhalten.

– Mit den Kindern die Regeln besprechen
– keine Federn sammeln
– keine Gewölle und Losungen anfassen
– keine toten Vögel (Tiere) anfassen
– tote Vögel dem Kreisveterinäramt melden
– Plätze meiden auf denen vermehrter Vogelkot vorkommt (Krähennester, Taubenplätze)

Natürlich dürfen die Kinder weiterhin auf dem Waldboden spielen. Das Spiel und der Aufenthalt der Kinder in der Natur ist nach wie vor wertvoll für die gesamte körperliche und geistige Entwicklung. Wie wir alle wissen, ist ein trainiertes und gesundes Immunsystem der beste Schutz gegen Krankheiten. Gefahren und Krankheiten wird es immer geben. Wir müssen sie nur erkennen und uns dem entsprechend verhalten.

(Diese Information wurde zusammengetragen aus den Gesprächen mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, dem Erlebniswald Trappenkamp und des Ministeriums f. Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein.)